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THE GAMBIA

THE GAMBIA

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39.-52. Tag: 1.2.2004 - 14.2.2004
Farafenni - Mansa Konko - Kalagi - Sukuta - Brufut - Banjul


Das Beste zuerst: GAMBIA ist geil!!!! Fahrt hin, schaut es euch selber an, geht nicht ins Hotel(!), mietet euch privat bei den 'local people' ein und genießt eine schöne Zeit. Hier spricht man auch eine vernünftige Sprache, nämlich Englisch! SENEGAL ist eine Genugtuung nach MAURETANIEN, 'The GAMBIA' ist eine Wohltat nach SENEGAL. Wir werden wohl kein so freundliches Land mehr in Afrika finden!

Der Adressaustausch mit Zöllnern und Polizisten an der Grenze kam uns schon komisch vor, auch im SENEGAL war ja schon jeder unser Freund(!), wir waren misstrauisch! 'WELCOME TO THE GAMBIA' steht auf einem großen Schild gleich hinter der Grenze. Und so ist auch die Einstellung der Menschen hier! 'One blood, one family'. Du bist kein Fremder, Du hast nur eine andere Hautfarbe. Keiner fragt nach Geschenken, alle fragen nach deinem Namen, deiner Herkunft, sind begeistert und stolz, dass Du Ihr Land besuchst.
Wir fahren von Farafenni über Mansa Konko und Kalagi auf der N1(*) (<-- anklicken!) nach Sukuta, auf den Sukuta Camp (N 13°25.1 ', W 16°42.951') in der Hoffnung, Susi und Thomas noch zu treffen, aber die waren leider schon weg (schade und liebe Grüße an Euch 2), nur Ihr Auto stand noch bei Wolfgang in 'Sukuta Car Park'. Bei Joe treffen wir jede Menge alte Bekannte (Angelika und Helmut, Willi und Klaas, 2x Toyo) und nützen die gemütliche Atmosphäre zum Duschen, Wäschewaschen und Informationsaustausch. Nach 3 Tagen verlassen wir den Camping und suchen uns einen schönen Stellplatz direkt am weißen palmenbestandenen Strand (kostenlos!). So kommt es, das wir zusammen mit den 2 Toyos am 'WHITE VISION Bar-Restaurant' (N 13°24.052', W 16°45.072') unser Lager aufschlagen. Wir hatten erst vor, als wir nach GAMBIA einreisten, eine Rundreise durch GAMBIA zu machen, aber haben uns jeden Tag anders entschlossen und sind die ganzen restlichen 11 Tage am Beach bei Brufut hängen geblieben.

So haben wir die Gegend hier richtig kennen gelernt. Und nicht nur die Gegend, sondern auch die Menschen. Jimmy und Noah, großer Lamin und kleiner Lamin, Osman und alle anderen. Es war super toll. Wir holen Gemüse vom Markt, kaufen Fisch direkt am Strand von den Fischern (ein ca. 1kg schwerer Butterfisch kostet ganze 25 Dalassi ca. 0,80€!) und im White-Vision-Restaurant kocht man alles für uns. Ein Essen für 2 kostet keine 2€! Getränke kommen vom Restaurant. Jimmy Turay nimmt uns mit nach Brufut zu seiner Familie und wir werden herzlichst aufgenommen. Fast kann man sagen, wir wurden adoptiert, jedenfalls haben wir jetzt afrikanische Namen: Deggi heißt jetzt Junkey Fatmata Mariama Turay, Steppi heißt Mustafa Suleiman Turay. Die Turays sind eine Großfamilie mit ca. 30 Personen und alle leben zusammen auf einem großen Grundstück im Dorf. Da sind mindestens 3 Generationen unter einem Dach. Die Frauen weisen Junkey in die gambische Kochkunst ein, wir bekommen afrikanische Kleidung verpasst und fühlen uns wie zu Hause.

Es gibt Reis mit Fisch in leckerer Tomaten-Gemüse-Soße. Mustafa isst zusammen mit den Männern im Haus (man sitzt auf dem Boden und isst mit den Fingern), Junkey mit den Frauen und Kindern draußen im Hof, alle essen aus einem Topf. Das Essen mit den Fingern hat so seine Tücken; während die einen schon viel Übung darin haben, tun wir uns eben noch etwas schwer, die kleinen Happen in den Fingern zu handlichen Knödelchen zu formen und fehlerfrei in den Mund zu befördern. Bei unseren Gastgebern geht es ganz einfach, aber Junkey sieht hinterher aus wie ein Clown, mit weitläufig rot verschmiertem Mund. Die Kiddies lachten sich tot, und Deggi zog sofort die Aufmerksamkeit der herumlaufenden Hühner auf sich. 20 Küken versammelten sich um sie, um die reichlich herumliegenden Reiskörner aufzupicken.

Jimmys Vater und sein Schwager sind Marabouts, heilige Männer mit magischen Kräften. Sie fertigten für jeden von uns ein Dschu-Dschu an. Das ist ein Talisman, der uns vor allem Bösen beschützt. Sie haben irgendwas auf arabisch auf ein kleines Pergament geschrieben (wir wissen nicht was, er hat es auch nicht verraten), klein zusammengefaltet und in Leder eingenäht. Dieses kleine Päckchen trägt man an rechten(!) Oberarm. Hier hat man den besten Schutz, schließlich gibt man dem 'BÖSEN' ja auch zur Begrüßung die rechte Hand. Wir sind mächtig stolz darauf. Wie schon gesagt, ein Dschu-Dschu kann man nicht kaufen, nur ein Marabout kann dir diesen Schutz geben. Wahrscheinlich denkt ihr jetzt "was'n für'n Scheiß", aber wenn ihr die Ausstrahlung dieser zwei Männer gesehen hättet, wärt ihr auch voll überzeugt. Was uns auch seitdem auffällt ist, dass uns die Einheimischen nicht mehr so sehr als Touris ansehen. Wenn wir sie auf Wolof begrüßen und sie das Dschu-Dschu sehen, behandeln sie uns wie " weiße Afrikaner ". Wir sind viel mit Jimmy unterwegs und lernen dabei viel über das tägliche Leben der Leute hier, zahlen normale und keine doppelten Touri-Preise, ... wir fühlen uns sauwohl.

Am Beach sitzen wir abends mit allen zusammen, trommeln, singen und diskutieren über den 'Sinn des Lebens'. Dabei verlieren wir immer mehr unsere engstirnigen deutschen Vorstellungen, afrikanisches (gambisches?) Lebensgefühl kommt auf, .... und bleibt. Warum fahren alle immer nach Jamaika, wenn sie Reggae und Rasta erleben wollen? Hier wird es gelebt, Bob Marley lebt, wir haben ihn gesehen, jeder strahlt hier sein Lebensgefühl aus.

"Free your mind, why not!!!"
"Nice to be nice!"
"One blood, one family!"
"Free like a bird in the tree"
"Same roots"
"Get the experience"
"Yes man, why not"

Wir können uns nur schwer entschließen von hier wieder weg zu fahren. Die Abreise zögert sich auch noch etwas heraus, Deggi wird krank, hat Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen .... Malaria? Wir entschließen uns, als das Fieber die 39°C überschritten hat, doch lieber ins Krankenhaus zu fahren und einen Malariatest machen zu lassen. Krankenhaus (Bild_1, Bild_2) muss man sich aber etwas anders vorstellen als in Europa, hat also nichts mit Großhadern zu tun. Das erste Krankenhaus hatte gerade Mittagspause (!!!??! müsst ihr euch mal vorstellen, MITTAGSPAUSE, kein Arzt da, in der Stadt beim Essen oder so). Im nächstem Krankenhaus, unter britischer Leitung, erklärte man uns, das für heute, es war 14.30 Uhr, schon alle Nummern vergeben sind (wie auf der Zulassungsstelle muss man eine Nummer ziehen) und wir sollen morgen Früh um 6.00 Uhr wieder kommen. Wir suchen weiter und in der teuersten Privatklinik vor Ort hat man uns dann aber doch gleich drangenommen. Wir mussten nur 2 Stunden warten und schon konnten wir mit dem Arzt sprechen. Ein netter junger afrikanischer Arzt hörte sich die Sache an und schickte uns gleich ins Labor zum Bluttest. ALLES lief ordentlich und steril ab, auch wenn die medizinischen Geräte ausgeschaut haben wie 2x aufgebrochene Kaffeeautomaten. Sie stammten wohl noch aus der Zeit, als Albert Schweizer hier durchkam. Die Untersuchung konnte aber nicht gleich beginnen, Stromausfall, kommt hier öfters vor. Wir freuen uns, das wir nur den kleinen Test machen und nicht an einer Herz-Lungen-Maschine hängen!!! Das Warten auf das Testergebnis kommt uns so spannend vor wie das Warten beim Schwangerschaftstest. Wir sitzen auf unseren alten Holzstühlen und schauen dem Laboranten beim Werkeln zu, wie er das Blut auf Objektträgern verteilt, in bunte Flüssigkeiten taucht, unterm Mikroskop betrachtet und immer wieder was auf Deggis Krankenblatt kritzelt. Mit dem Ergebnis gehen wir wieder zum Arzt und erleben dann das erste NEGATIVE in GAMBIA: Das Ergebnis des Malariatests - negativ! Das finden wir wiederum positiv. Es ist NUR eine bakterielle Geschichte und Deggi soll Peniszilin ;-) nehmen zur Genesung. Nach 2 Tagen ist sie wieder auf dem Damm, alles ist gut gegangen.

Weitere Bekannte treffen am Strand ein. Fabienne und Diego (Toyo, Schweiz, unterwegs nach Südafrika) gesellen sich zu uns. Wir beschließen uns in GHANA zu treffen, um eventuell die Süd-Route über Kongo oder die Ost-Route über Tschad-Sudan zusammen zu fahren. Treffpunkt: Mitte bis Ende März in GHANA. ... Cool was? Sich mit jemandem NICHT 'morgen um 15.30 am Bahnhof' zu treffen, sondern eben im März in GHANA am Meer. Kontakt können wir übers Internet halten, alles kein Problem. 'Why not!'

Noch was Wichtiges!!! Am Strand haben wir was Tolles gefunden, ein ca. 3 Wochen altes Katzenbaby. Grau gestreift (wie Kaja!), vollgeschissen und hungrig in der prallen Sonne. Wahrscheinlich hat sie ein Vogel verschleppt. Am Strand sitzen schon die Geier. Laut schreiend haben wir sie vor dem Wasser gerettet, die nächste große Welle hätte sie ins Meer gespült, weg wäre sie gewesen. Nach einer kleinen Milchmahlzeit und groben Säuberung sind wir dann los, um die Mutter zu suchen, aber ohne Erfolg. Was tun? Sollen wir sie mitnehmen? Wären wir jetzt schon auf dem Heimweg, keine Frage, aber so? Wir sind ratlos. Wohin mit dem kleinen schreienden Wollknäuel? Uns fällt ein, das im White Vision, bei unseren Rasta-Jungs, auch gerade eine Kinderstube für Katzenbabys eingerichtet ist. Die Restaurantkatze hat ihre Jungen sicher im Backofen untergebracht (er ist hinten offen). 4 weiß/rote Katzenbabys, auch 3 Wochen alt. Adoption? 'Why not?' Test, die Spannung steigt. Um nicht zu viel Unruhe ins Katzennest zu bringen geht alles sehr schnell. Herdklappe auf, Junkey (so haben wir sie getauft) rein, Klappe zu. Warten. Am nächsten Morgen, schauen wir gespannt nach. Junkey hat sich die größte Zitze erkämpft, ist sauber geputzt und liegt schlafend mitten im unübersichtlichen Katzenhaufen. Geschafft, 'No problem, free your mind'. Wir werden irgendwann Junkey nach Deutschland holen! Bis dahin kümmert sich Jimmy um sie.

Die Zeit zum Abschiednehmen ist gekommen. Es fällt schwer, von Jimmy und den Jungs wegzugehen. 'One family'. Auf dem Weg nach Banjul sitzt Jimmy mit im Auto. Die Stimmung ist gedrückt, es wird wenig geredet. Erst als das Auto auf der Fähre ist verabschieden wir uns. Wir haben einen tollen neuen Freund gefunden, wir werden wieder kommen!

Wir fahren über den Gambia-River, weiter in Richtung senegalesische Grenze. Die Landschaft ist hier total anders als in der Wüste. Hier ist man nicht mehr alleine, eigentlich nirgends. Einen einsamen ruhigen Schlafplatz finden wir nicht mehr. Also die 'Augen-zu-und-durch-Methode', mitten rein ins Dorf. Wie immer fragen wir den Dorfältesten um Erlaubnis und stehen kurz darauf als Attraktion mitten auf dem Dorfplatz. Alleine? Nicht ganz, aber fast! Es sind nur ca. 50 schreiende Kinder und Erwachsene da, doch als sich nach kurzen 2 Stunden(!) die erste Euphorie gelegt hat sind wir bald unter uns, .... mit noch übriggebliebenen 30 Zuschauern. Viel Privatatmosphäre haben wir hier nicht, aber es ist wohl der sicherste Ort, um in einer dicht bevölkerten Gegend zu übernachten. Wir fühlen uns gut aufgehoben in der Dorfgemeinschaft. Es ist immer wieder lustig, die Reaktionen der Menschen zu erleben. Kleine Kinder, die noch nie einen Tubab (Weißen) gesehen haben laufen erschrocken weg oder versuchen bei uns, die weiße Farbe an den Armen und Beinen wegzuwischen. Am nächsten Morgen haben wir noch Fotos von den Leuten gemacht, Adressen ausgetauscht und dann geht es weiter zur Grenze. Den Aussagen der Einheimischen zum Trotz gibt es an der Grenze keine Tankstelle mehr, wir hätten also in Barra noch volltanken sollen; der Sprit ist in GAMBIA billiger als in SENEGAL. Was soll's, die 25km auf Schlaglochpisten wollen wir uns nicht mehr antun. Kurze Formalitäten, dann sind wir wieder im SENEGAL. Irgendwann werden wir wieder nach GAMBIA fahren!

THE GAMBIA: -*- THE SMYLING COAST OF AFRIKA -*-


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