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SENEGAL

SENEGAL 1

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32.-38. Tag: 25.1.2004 - 31.1.2004
Rosso - St. Louis - Louga - Thiès - Bambey - Diourbel - Kaolack - Kaymor


Wir haben jeder noch ca. 7 Liter Adrenalin im Blut, als uns in St. Louis an einer Kreuzung ein lispelnder Polizist anhält, 6000CFA (10€) Strafgeld verlangt, weil wir angeblich beim Abbiegen nicht geblinkt hätten. Nicht mit uns, erst recht nicht heute! Für heute ist genug gezahlt! Wir weigern uns strikt auch nur einen Cent zu zahlen (wir haben geblinkt!), schütteln immer wieder die Köpfe, und machen auf stur, wir haben ja Zeit. Er spuckt uns durch seine Lispelei ständig ins Auto, wir wischen die Tropfen weg, aber zahlen nichts! Diesmal haben wir den längeren Atem. Fazit: 0 CFA (0€) gezahlt. Jeder versteht Deutsch, man muss es nur laut genug sprechen!! (Toyo-Sven)


Wir erholen uns in der Zebrabar (N 15°51.876', W 16°30.752'), ein klasse Campingplatz 20km südlich von St. Louis, lernen die Schweizer Fabienne und Diego und viele andere kennen. Wir wollen gerade weiterfahren, als wir Motorengeräusche hören. Mike rollt mit seiner Twin ein. Kurz entschlossen packen wir wieder aus und bleiben noch eine Nacht. Am Abend grillen wir zusammen mit Mike frisches Ziegenfleisch, dazu gegrilltes Gemüse und Brot. Lecker. Nicht vergessen sollte man, das es auch immer ein leckeres kühles Bierchen gab. Gazelle, senegalesisches Bier aus Dakar! Am nächsten Tag ziehen wir nun doch endlich weiter. Die Strecke Richtung Süden auf der Hauptstraße ist monoton aber wir kommen dafür gut voran. Und so landen wir schließlich in Thies und fahren weiter ins 15km entfernte Dorf Mont Rolland in die Mission von Pater Raphael, uns bekannt durch den Verein 'Hilfe für Afrika - Wasser für den Senegal'. Er spricht gut Deutsch und ist sehr hilfsbereit. Eigentlich wollten wir gleich mit unseren 'Brunnenarbeiten' anfangen aber Constance, die alle Projekte des Vereins im Senegal betreut, erklärt uns, das durch ein bevorstehendes großes islamisches Opferfest zur Zeit niemand arbeitet. Wir bleiben noch einen Tag in Thies, aktualisieren die Homepage und hängen im Internet-Cafe herum. Dann ist es soweit, wir fahren los.

Vor Diourbel haben wir geschlafen. Wir sind von der Hauptstraße weg in die Walachei gefahren und haben bei einem kleinen Dorf übernachtet. Anfänglichen Sprachproblemen zum Trotz waren wir hier sehr willkommen. Alle haben sich gefreut, das wir hier bei IHREM Dorf übernachten. Morgens war die Freude wohl noch größer, .... alle waren da. Das ganze Dorf hatte sich um unseren Toyo versammelt und bestaunte uns beim Waschen, Kaffeekochen, Essen, Zusammenpacken, .... .

Es war total herzlich und wir sollten noch die nächsten 2 Tage dort bleiben und mit ihnen zusammen das große islamische Tabasqui-Fest feiern. Morgen, am 1.Februar, werden Tausende von Hammeln ihr Leben lassen ('Schächten' ist hierbei die Tradition) und alle sind am Essen, Feiern und Tanzen. Wir sind jetzt schon gespannt. In den Dörfern und Städten geht es jedenfalls zu wie bei Hempels. So eine Art Torschlusspanik macht sich hier breit. Wie in Deutschland, wenn jeder am 24.12. noch durch die Strassen hetzt um ein letztes Geschenk oder Tannenbaumschnäppchen sucht, so sind hier die Strassen voll mit Menschen und Hammeln. Die Tiere werden auf Karren, Mofas (einer hatte tatsächlich 2 Hammel vorne auf dem Mofa, also zwischen Lenker und Sitz!) und Autodächern verzurrt, wie beim Hundetreffen zerrt hier jeder einen Hammel am Strick hinter sich her.

Wir fahren weiter nach Kaolack, wo der zweitgrößte Markt in Afrika ist (der Größte ist in Marrakech). Ähnlich wie in Istanbul ist hier ein ganzes Stadtviertel überdacht und es drängen sich Geschäft an Geschäft. Wer aber jetzt den 'Großen Basar' von Istanbul vor Augen hat, mit seinen offenen, weiten und hell erleuchteten sauberen Gängen, sollte sein inneres Auge jetzt etwas umtrainieren. Denkt euch das Licht einfach weg, baut in den offenen Gängen noch 3 Reihen Marktbuden auf jeder Seite auf, so das man gerade noch durchlaufen kann, kratzt das Gold von den Ladentüren und ersetzt sie durch verbogenes Wellblech, schüttet etwas Müll von oben über das Ganze und stellt euch auf jedem Quadratmeter 7 Menschen vor. So, jetzt sind wir auf dem zweitgrößten Markt in Afrika!
Hier ist Trubel, hier ist Leben, hier ist Geruch! Klasse!! Die Verkäufer sind unaufdringlich und alles hat irgendwie kein System. Wenn Du hier einen neuen Laden aufmachst, abends dann nach Hause gehst und am nächsten Morgen wieder hin willst, findest Du ihn wahrscheinlich nicht mehr. Hier gibt es ALLES. Im Fischviertel riecht es etwas, dafür kann man aber jede erdenkliche Art von Fisch und Krustentieren kaufen. Haifisch? Kein Problem. In der Haushaltswarenecke gibt es von der Wäscheklammer bis zum 100 Liter Kochtopf, von Dosentomaten bis Macheten einfach alles. Komisch ist nur, dass alle Marktstände hier das gleiche Sortiment im Angebot haben. Keine Ahnung, wie der Einzelne überlebt. Was der eine nicht hat, aber gerade verkaufen könnte, wird vom Nachbarstand kurz ausgeliehen, es geht wirklich drunter und drüber. Stände mit asiatischem Elektronikschrott, Uhrenhändler die 'original' Rolex zu Schleuderpreisen feilbieten, Kleidung, Costmetick(!!), Hühner und Enten, Gemüse und Obst.
Sich selbständig zu machen ist hier kein Problem. Alles was man braucht sind 3 Tafeln Wellblech, und schon kann man sein eigenes Geschäft eröffnen. Wirklich, die meisten Buden hier sind kaum größer als eine Telefonzelle. Zwischendrin immer wieder kleine Kochbuden, wo 'MAMA-Afrika' persönlich kocht. Es schmeckt total lecker und wir fühlen uns sauwohl. Pro Person wirst Du hier für 30 Cent papp satt.

Als wir dann nach einigem Suchen unser Auto wiedergefunden hatten ;-) ging es weiter und wir erreichten bald die Grenze nach GAMBIA. Hier werden wir entschädigt für die Strapazen bei der Einreise in den SENEGAL. NUR freundliche Grenzer. Sowohl bei der Ausreise aus SENEGAL wie auch bei der Einreise nach GAMBIA. Die Menschen sind nett, freundlich und hilfsbereit. Die Sprachhürde ist auch genommen, in GAMBIA ist Englisch die Amtssprache. 'Welcome to the Gambia' hören wir von allen, während wir in freundlich lächelnde Gesichter blicken. Keiner will Cadeau oder Stilo, wir sind KOSTENLOS (!) über die Grenze gekommen. So macht Afrika auch Spaß. Egal ob Militär oder Polizei, alle freuen sich das wir hier sind. In GAMBIA werden wir wohl eine Weile bleiben!


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