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MAURETANIEN

MAURETANIEN

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18.-31.Tag: 11.1.2004 - 24.1.2004
Nouadhibou - Choum - Atar - Chinguetti - Tidjika - Sengrafa - Boutilimit - Rosso

Die Grenze nach MAURETANIEN ist geschafft und wir übernachten mitten im Minenfeld 20km hinter der Grenze. Keine Angst. Minenfeld heißt in diesem Fall nicht, das alle 2m eine Bombe vergraben ist, sondern es ist hier ein Gebiet, in dem immer noch Minen aus Kriegszeiten vergraben sein könnten. Direkt am mauretanischen Grenzhäuschen ist vor 4 Jahren ein Landrover in die Luft geflogen, als er sich an der Schlange der Wartenden vorbeidrängeln wollte, und so die Hauptspur verlassen hat. Wir schlafen 2m neben der Piste auf einer großen Felsplatte, wo keine Minen sein können. Ab der Grenze geht ein breites Band von Fahrspuren in Richtung Nouadhibou. Alle Spuren sind sicher, alle Spuren führen nach Süden und man ist lustigerweise immer wieder mal in MAROKKO, und mal in MAURETANIEN. In Nouadhibou gehen wir auf einen Campingplatz (N 20°54.948', W 17°3.02 '), schließen unsere 10-tägige Kfz-Versicherung ab und freuen uns darauf, morgen auf den Zug zu gehen. Um 8 Uhr sollen wir am Bahnhof (N 20°54.041', W 17°3.522')sein.
Pünktlich waren wir am nächsten Tag dann mit ca. acht anderen Fahrzeugen am Güterbahnhof, um auf unsere Plattform zu warten. Stündlich haben wir nachgefragt, stündlich wurden wir vertröstet und pünktlich um 18 Uhr gingen alle Arbeiter nach Hause ohne sich um uns zu kümmern. Wir standen immer noch am Bahnhof, alle acht Fahrzeuge. Zwei französische Autos, die lange nach uns gekommen sind, aber wohl bestens geschmiert haben, standen auf einmal auf dem Zug und wir standen da mit langen Gesichtern. Mike, ein deutscher Motorradfahrer, hatte es wohl nur aus Mitleid auf die Zugplattform geschafft. So haben wir uns entschlossen, die Strecke nach Atar auf der Piste zu fahren. Ca. 600km Sand liegen vor uns. 150 Liter Wasser und 160 Liter Diesel sollten reichen. Wir fahren immer südlich der Bahngleise, so wie es auch auf der neuen Michelinkarte eingezeichnet ist, um den möglichen Minenfeldern aus dem Weg zu gehen. Für diese Strecke muss keine Genehmigung eingeholt werden. Der Polizeipräsident hat uns erklärt, dass wir überall in MAURETANIEN fahren können wo wir wollen. 
Durch den vielen Regen erleben wir die grandiose Wüstenlandschaft wie nur selten möglich. Die weiten Ebenen sind überzogen von leichtem Grün und dazwischen jede Menge Sanddünen. Das Grün hat aber auch zur Folge, dass wir unterwegs Schwärmen von Heuschrecken begegnen, die uns auch jede Nacht in unserem Lager besuchen. Morgens sieht die Feuerstelle aus wie ein Massengrab von lichthungrigen Hüpfgetieren. Die Durchquerung von insgesamt 100 km Wanderdünen sind für unseren Toyo kein wirkliches Problem. Im zweiten Gang mit Halbgas fräsen wir uns mühelos durch den losen Untergrund. Nach drei Übernachtungen kommen wir nach Atar; Abzocke wo es nur geht. 5 Minuten telefonieren sollen gleich mal 30€ kosten, drei Postkarten mit Marke für läppische 10€ den Besitzer wechseln. ... wir werden langsam Weltmeister im Feilschen. In Chinguetti treffen wir Mike, den deutschen Moppedler wieder, übernachten in den Dünen und erleben nachts um 3 ein Gewitter, das sich 'SIE' schreibt. Es ist unglaublich, was für Windstärken unser Dachzelt aushält und wir machen uns ernsthaft Sorgen um Mike, der draußen nur im Schlafsack liegt. Wir bieten ihm an, im Autositz zu übernachten, er kommt auch gleich herübergeschwommen und sucht Schutz im Toyo. Mike sagt uns in der Früh beim Trocknen seiner Klamotten, dass wir einen blinden Passagier an Bord haben. Eine graue Hausmaus aus Europa fährt mit uns!
Für die nächste Strecke nach Tidjika schließen wir uns wieder zu einer Zweckgemeinschaft zusammen. Mike (Moped), Uwe (Toyota) und wir sind das neue Dream-Team. Tidjika liegt 420km entfernt, fahren im Geleit ist angesagt, weil die Strecke selten befahren wird und falls ein Problem entsteht, kann der Andere Hilfe holen. Problemlos fahren wir auch diese Strecke, viele Spuren helfen uns dabei den Weg zu finden; die Rallye Dakar ist vor 5 Tagen hier durchgefahren. Ausgebrannte Rallyewracks weisen uns den rechten Weg. Die steinige Piste ist oft nur im Schritttempo zu befahren, zu langsam für das Motorrad, Mike trennt sich verständlicher Weise von uns. Wir werden ihn wieder treffen. Wieder geht es durch geniale Wüstenlandschaften, hier und da ein paar Nomadendörfer. In Tidjika angekommen tanken wir alle Flüssigkeiten wieder auf, es geht weiter über Sengrafa und Boutilimit über die Piste direkt nach Rosso.
Während wir immer weiter in den Süden kommen steigt ständig der Volkssport der Mauretanier: CADEAU-STILO-BIG. Nervige Kinder, Polizisten, Gendarmen, Leute von der Straße, alle meinen man müsse nur Fragen, und schon fliegen die Geschenke aus unserem Autofenster. In großen Buchstaben haben wir 'NON CADEAU' (keine Geschenke) an die Autoscheiben geschrieben, nur um nicht immer die gleichen Antworten sagen zu müssen. Der Höhepunkt der CADEAU-Session kommt aber noch.
Wir erreichen Rosso, die Grenze zum SENEGAL. Legendär, berüchtigt, gefürchtet, und nach ca. 5 Minuten persönlicher Erfahrung auch verhasst. Hier wird Schmiergeldzahlung in höchster Vollendung betrieben! Nur ganz kurz, um nicht den ganzen Stress wieder hochkommen zu lassen: Einfahrt in den Zollhof, 2 Stempel und Fährpreis( Fahrdauer ca. 3 Minuten): 40 US$, auf der anderen Seite im SENEGAL das gleiche: 40 US$ für 3 Stempel. Alles ohne Quittung versteht sich. Der Schieber verlangt (er hat es nur verlangt, wie gesagt, wir sind Weltmeister im Feilschen) schlappe 50 US$ (wir haben laut gelacht, Deggi hatte einen Wutanfall, stellte unseren Grenzschieber lautstark mit Frauenpower in den Senkel und die Gebühr sank schlagartig auf 20 US$) für 1 Stunde 'Arbeit'. 
Und dann noch die Versicherung: Alles geht drunter und drüber, jeder zieht und zerrt herum, man spricht in schätzungsweise 200 verschiedenen Dialekten mit uns, JEDER ist unser FREUND, NICHTS ist ein PROBLEM, ALLE wollen nur unser Bestes, .... unsere Dollars). Das Geld für die 3-Monats-Versicherung ist übergeben, der Versicherungsschein noch nicht, und die Fähre mit uns und dem Toyo legt ab! Noch mal: Wir auf der Fähre, 80 US$ in der Hand unseres afrikanischen Versicherungsfuzzies an Land, zwischen uns immer mehr Wasser. Hektik, Panik, Handgemenge, Ziehen und Zerren, .... Deggi auf dem Sprung ins Wasser, dann doch eine Pirogge (Ruderboot), zurück ans Ufer, Versicherungsschein klarmachen, zurück über den Fluss, und dann die läppische Summe von 15€ bezahlen sollen (Weltmeister im Verhandeln!). Steppi bessert in der Zwischenzeit die Tageseinnahmen diverser senegalesischer Zöllner und Polizisten auf. Wir sind im SENEGAL!!!! Reicher an Erfahrung, ärmer in der Reisekasse. Man hat uns oft gesagt, das sei die schlimmste Grenze in ganz Afrika. Hoffentlich!

(Nachtrag vom 29.2.2004: Es gibt in ROSSO auf der senegalesischen Seite ein Versicherungsbüro von SONAM! Die Aussagen der mauretanischen Schlepper, es gäbe dort keines sind FALSCH! Hier kann man zu regulären Preisen die Kfz-Versicherung abschließen. Auskunft von Sonam/Dakar)


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