Kleine Abhandlung zum Thema: Straßen

Der Begriff 'STRASSE' ist ein recht weitläufiger Begriff. Wir kennen es als gut asphaltierte Wegstrecke zwischen 2 Punkten, die wir z.B. mit dem Auto erreichen wollen. Gut soweit. Was wir nicht kennen ist die Zeit, die wir von Punkt 'A' nach Punkt 'B' brauchen. Sie ist in erster Linie davon abhängig, wie viele Autos zur gleichen Zeit wie wir von Punkt 'A' nach von Punkt 'B' fahren wollen. So was nennt man Verkehrsaufkommen. Eine weitere Unbekannte, die noch mit eine Rolle spielt, ist die Variable 'P' wie Panne, die aber auf europäischen Strassen vernachlässigbar klein ist, weshalb wir sie getrost außer 8 ;-) lassen können. Die letzte Variable 'S' wäre noch der Straßenzustand (PAH, sagen jetzt wohl alle), die aber doch nur in winterlichen Hochgebirgsregionen eine wirkliche Rolle spielt!

Schauplatzwechsel:
Wir stellen uns einen anderen Kontinent vor, .... sagen wir mal, .... hmmmmm, ...AFRIKA! 

Auf National- und Nebenstrassen hält sich das Verkehrsaufkommen in Grenzen, nicht jeder hat ein Auto, alle fahren mit dem Sammeltaxi (ausgemusterte Kleinbusse und Pickups aus Europa). Ein paar LKWs, die aber alle grenzenlos überladen sind schleichen im Schneckentempo mit ihren total verzogenen Fahrwerken fast quer auf der Straße. Bei diesen 2 Fahrzeugtypen wird die Variabel 'P' wiederum groß geschrieben, hier schraubt praktisch jeder mitten auf der Fahrbahn die Räder und Achsen auseinander, um sie 'mal eben' zu reparieren. Nicht weiter schlimm, dann stehen sie ja still und es spricht nichts gegen ein schnelles Vorwärtskommen .... sollte man meinen. So, jetzt komme ich aber zum Kern der Sache, die letzte Variable, ... 'S'. DIE kann nämlich doch einen wesentlichen Faktor darstellen .... .
Wir fahren auf der N1 (!Nationalstraße 1!) in GAMBIA. Das Wetter ist herrlich, alle haben Pannen nur wir nicht (TOYO!!), im Radio läuft gute Musik, es ist 36°C warm und der Asphalt flimmert in der Sonne. Wie wir so gemütlich dahincruisen, rechts im Wald eine kleine Pavianherde, rauschen wir mit 68 km/h durch ein Schlagloch, so das man Erwartungsvoll mit weit aufgerissenen Augen und Mündern (ich liebe dieses Wort) in den Rückspiegel starrt um die Achsen zu zählen, die es eben aus dem Fahrwerk gerissen hat! Glück gehabt, auch diesmal war es keine! Und dann ist sie da, die Variable 'S'. Die Vermutung, das Nationalstrasse "1" etwas über den Zustand der Straße aussagt ist auch hier richtig: Sie wurde wohl als erste gebaut und ist damit auch die Älteste von allen. An ein schnelles Vorwärtskommen ist nicht mehr zu denken.
Schlaglöcher sind eine Spezies, die sich virusartig vermehrt. Einmal ausgebrochen, verbreiten sie sich wie Fußpilz und sind wohl auch ähnlich schwer wieder weg zu bekommen. Wir schleichen im Schritttempo und nach einer halben Stunde sind die Arme lahm von den vielen Lenkbewegungen. Schlaglöcher sind fies und gemein! Ist man dem Einen gerade kunstvoll ausgewichen hat man damit den Grundstein gelegt, die nächsten 2 voll zu treffen. Zielt man mit den linken Rädern auf eine gute Spur, schmeißt es einem fast die Karre um, wenn man mit den rechten Rädern im Abgrund landet. Fährt man so weit rechts (oder links, das ist hier egal, alle kreuzen quer auf der Fahrbahn), das man komplett neben der Strasse fährt, schüttelt es einem die Zecken von den Sträuchern durch die offenen Fenster. Das ist wie in einem Videospiel. Für jeden gefahrenen Meter gibt es Punkte, für jedes Schlagloch wieder Punktabzug und 100m reichen vollkommen aus, um unser Konto grenzenlos in die Miesen zu treiben.
Die kleinen Schlaglöcher sind die besten, über die fährt man drüber und es gibt nur ein zufriedenes Knacken und Quietschen im Auto. Auf dem 2. Platz landen die Großen. In die fährt man mit mäßiger Geschwindigkeit hinein und nach einer gewissen Zeit auf der anderen Seite wieder heraus. (ZITAT:"Wenn Du nachts auf einer Schlaglochpiste unterwegs bist, und Du siehst plötzlich 2 Lichter in der Ferne, ist es entweder der Gegenverkehr, oder eine Giraffe, die in einem Schlagloch steht!")
Übel sind alle die dazwischen (ca. 90%). Man hat keine Zeit zu überlegen, zu bremsen, zu beschleunigen, auszuweichen, es kracht einfach an jedem Ende im Auto. Auf so eine Strecke haben wir für 60 km fast 7 Stunden gebraucht, ... auf der N1! Da sehnt man sich doch nach einer ordentlichen Schotterpiste. Die sind zwar auch mal in schlechtem Zustand, aber man erwartet ja auch nichts anders.