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ANGOLA

ANGOLA

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210.-224.Tag: (21.7.2004 - 4.8.2004)
Noqui - Mepala - Lufico - Tomboko - N'Zeto - Musserra - Caxito - Luanda - Cabo Ledo - Sumbe - Lobito - Dombe Grande - Lucira - Namibe - Lubango - Humbe - Ondjiva

Die Grenze (S 5°51.675', O 13°26.223') in Noqui war wieder langwierig, was aber an der umständlichen Bürokratie liegt, nicht an den Leuten selber. Jede Liste muss eben ausgefüllt werden. Das man so manchen Vorgang beschleunigen könnte liegt nicht in unserer Hand. Wir sind in ANGOLA. Jetzt liegen erst mal 1500km vor uns in einem Land, in dem vor nur 2 Jahren ein 27jähriger blutiger Bürgerkrieg zu Ende gegangen ist. Natürlich hat man da etwas gemischte Gefühle (gleich vorweg: völlig unbegründet!).

Auf holprigen Pisten geht es voran. Wir fahren nicht schnell und sind froh, das es hier nicht regnet. Es wäre bestimmt eine lustige Schlammschlacht geworden. So können wir am Abend 77 gefahrene Kilometer ins Fahrtenbuch schreiben. Übernachtet wird neben der Piste, gegessen wird am Straßenrand und so schlängeln wir uns durch die Urwaldpfade immer weiter. Dem Fahrwerk wird hier so einiges abverlangt und es ist immer wieder beeindruckend, was unser Toyo so unter krächzen und quietschen alles mitmacht. Klaglos versteht sich! Keine noch so tiefe Rinne stellt ein Problem dar. Und keine noch so abenteuerliche Brückenkonstruktion hält uns auf.

Bei Lufico lichtet sich der Regenwald und die Landschaft geht über zur Busch- und Baumsavanne. In den kleinen Dörfern die wir durchfahren werden wir immer freundlich begrüßt. Sicherlich wird auch hier und da gebettelt, Kuli und Fluppen stehen hoch im Kurs. Einmal macht es sich auch bezahlt, das wir so oft in Missionen übernachten. Wir haben uns mit heilenden Kräften wohl zur genüge aufgeladen. Folgendes ist passiert: Wir fahren durch ein Dorf, Kinder rennen schreiend neben dem Auto her und im Gewühle fällt mir ein junger Mann auf. Er kommt auf allen 4en angekrochen, Beine schrecklich verdreht, Dackelblick und die Hand bittend hochgehalten. Wir fahren einfach vorbei, ohne ihn weiter zu beachten. Jetzt haben wir ein schlechtes Gewissen, oder?? Naja, im Rückspiegel sehe ich noch wie er uns enttäuscht hinterher schaut. Dann das WUNDER!!! Er schaut sich verstohlen um, lacht und steht auf .... wundersame Heilung, nur durch UNSER Vorbeifahren bewirkt.... EIN WUNDER!! Nebenbei wäre noch zu bemerken, das seine Hose an den Knien nicht durchgescheuert war und das er Badelatschen anhatte. Naja, guter Versuch.

Abends kommen wir in Tomboco an und fragen wieder nach der kath. Mission. Man zeigt uns den Weg und wir werden eigentlich komisch empfangen. Der Pater, aus Polen und in Zivil gekleidet, redet nicht viel mit uns, sagt das wir das Auto so stehen lassen können und meint sofort, das wir mitkommen sollen. Naja, dann mal rein in die gute Stube. Er zeigt uns, wo die Toilette und Dusche ist und dann sollen wir uns erst mal hinsetzen. Dann geht's los, Bier, Schnaps, Saft, alles was das Herz begehrt. Brot, Käse, Fernsehen, ..... das ist Pater Jan. So was von Gastfreundlichkeit haben wir nicht erwartet. Er erzählt uns das er seit 25 Jahren in ANGOLA ist, berichtet von seinem Autounfall, bei dem er vor 6 Monaten 4 Tage lang mit angebrochenem Genick im Busch gelegen ist und er deshalb seinen Kopf noch nicht richtig bewegen kann. Abends wird aufgetischt vom Feinsten (Huhn, Bohnen, Reis, Salat und immer wieder Bier). Wir wollten doch nur einen Schlafplatz... . (hicks)

Wir fahren weiter. Überall im Land sind noch die Spuren des Kriegs deutlich zu sehen aber die Menschen sind aufgeschlossen und freundlich und haben angefangen ihre Umgebung wieder aufzubauen und schön zu gestalten. Wir kommen bei N'Zeto an die Küste und übernachten in einem kleinen Dorf an der Hauptstraße. Hier das gleiche Bild. Die Leute sind nett, und nach dem üblichen Smalltalk zum Kennenlernen lässt man uns in Ruhe und wir werden nicht belagert. Sehr angenehm.

Ab Musserra beginnt eine Teerstraße aus der Piste zu wachsen. Erst noch mit Löchern, dann immer besser werdend. Dort begegnet uns Martin. Fahrrad-Tourist aus Holland, seit 9 Monaten unterwegs und wir tauschen Streckeninformationen aus. Er kommt über Ostafrika hierher geradelt und möchte über NIGERIA, NIGER, ALGERIEN und TUNESIEN zurück nach Hause. Viel Spaß noch, Martin. Und Glück!

Abends kommen wir in Luanda an. Hier steht wieder eine Adresse im Notizbuch, von unserer altbekannten Frauenmission. Kein Problem und wir werden wieder freundlich empfangen. Wir können mitten in der Stadt in einer bewachten Hofeinfahrt stehen, und weil Sonntag ist bleiben wir einfach so einen Tag und bummeln in der Stadt. Hier beschließen wir auch, uns von den Schweizern zu trennen. Es ist nicht gefährlich oder schwierig in ANGOLA zu reisen und so kann wenigstens jeder seinen eigenen Interessen nachgehen, ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen. Am Montag haben wir einen Termin bei der Deutschen Botschaft. Unsere VISA-Karte sollte eigentlich dort auf uns warten. Am nächsten Tag kommt Spannung auf. Und wirklich, es hat geklappt. Erleichtert halten wir unsere Kreditkarte in den Händen. Puh, das ist geschafft.
Nebenbei sei noch zu bemerken, das der Empfang in der Botschaft mehr als kühl war. Ich weiß ja nicht, wie viele deutsche Touristen so in ANGOLA herumfahren und dann auch noch bei der Botschaft vorbeischauen und 'Hallo' sagen und Grüße von der Botschaft in GABUN ausrichten, aber weiter als zum Panzerglas-Empfang sind wir nicht gekommen. Über Mikrofon haben wir uns unterhalten; war ungefähr so persönlich wie wenn man sich im Bahnhof ein Ticket für den ICE nach Köln löst. Klar, knapp, kurz angebunden, sachlich, deutsch-bürokratisch. Sorry, fanden wir wirklich etwas sonderbar. Es war auch nicht möglich, das wir uns in der Botschaft zurückrufen lassen, 'da sollten wir doch besser zur Post gehen' war die Auskunft. Naja, muss eben alles KORRRRREKT zugehen.
Als wir dann später in Luanda noch ein bestimmtes Geschäft suchen und eine Polizeistreife nach dem Weg fragen, erleben wir, das es auch anders geht. Der Kommandant sitzt vorne im PickUp, er erklärt uns den Weg und als wir es nicht gleich verstehen (portugiesisch ist schwierig!) heißt es 'Aufsitzen' für alle Mann. Vor uns der PickUp, auf der Ladefläche sitzen 4 schwer bewaffnete Polizisten und es geht im Konvoi quer durch die Stadt. Rote Ampeln, Einbahnstraßen und Baustellen gibt es bei dieser Fahrt nicht, wir sind fast in einer geraden Linie von dem Polizisten durch die Stadt zu unserem Ziel gebracht worden. Mit Hackenschlag und 'Hand an den Hut' werden wir verabschiedet, direkt vor dem Geschäft das wir suchen. Klasse!

Wir verlassen Luanda und es geht weiter auf guter Teerstraße nach Süden der Küste entlang. Bis Benguela ist ausgezeichneter Teer und wir kommen zügig voran. Ab Dombe Grande geht es dann Straßentechnisch ans eingemachte. Das der Teer zu Ende ist stört nicht weiter aber auf der Strecke müssen wir einen kleinen Gebirgszug überqueren. (zwischen S 13°20.153', O 12°56.179' und S 13°22.117', O 12°49.356'). Hier sind Trial-Einlagen zu bewältigen die viel Konzentration erfordern. Viel Bodenfreiheit und gute Reifen sind hier erforderlich (viele scharfe Steine). Wir sind froh, jetzt nicht mit dem Motorrad unterwegs zu sein, die steilen Auf- und Abfahrten, die hohen Stufen und das viele lose Geröll würden ziemlich an die Substanz gehen. Bezeichnend an dieser Strecke ist auch, das wir 3 Tage lang nicht ein einziges anderes Fahrzeug getroffen haben. Die Strecke ist sehr einsam. Man sollte genug Reserven mitnehmen, im Konvoi fahren oder wenigstens hoffen, das nichts passiert.

So kommen wir wieder an die Küste bei Lucira. Gut so, das wir hier ankommen denn ich habe in der Früh so ein Ziehen im Hals, Rücken, Beine, ..... ? Malaria? Ja, genau, Malaria. Jetzt hat es auch den Stephan erwischt. Wir stehen in dem kleinen schönen Fischerdorf direkt neben dem Krankenhaus, und beginnen sofort die Behandlung mit Malasate. Und ich muss sagen, KLASSE. Am 1. Tag bemerkt, am 2. Tag Fieber bis knapp 41°C, am 3. Tag Temperatur 37°C, am 4. Tag wieder auf Achse. Keine Nebenwirkungen, nichts. Echt Klasse das Zeug. Durch den unfreiwilligen Aufenthalt haben wir viel Kontakt zu den Ärzten im Krankenhaus. Es ist erschreckend unter was für Bedingungen sie hier Arbeiten müssen. Alles ist kahl und der Medizinschrank ist eigentlich leer. Außer Aspirin, Paracetamol und ein paar Pflastern ist Ebbe im Haus. Wir lassen gut 1/3 unserer Medizin im Krankenhaus, geben eine Packung Antibiotika für den Tuberkulose-Kranken der halb verhungert im Krankenbett liegt. Weil er Arm ist und sich keine Medizin leisten kann liegt er einfach hier im Zimmer und keiner kümmert sich um ihn. Mitten in der Nacht bekommt eine Frau ein Baby, direkt vor unserem Auto, sie ist 31 Jahre alt und es ist ihr 11-tes Kind. Sonntags werden ein paar Jungen beschnitten. Es ist ein Geschrei und Wimmern das Steine erweichen lässt. Keine Narkose, nichts, einfach schlimm. Als wir uns verabschieden versprechen wir, in Deutschland für ein paar Medikamente zu sorgen. Der Arzt hilft uns bei der Auswahl der Mittel, Potenzmittel (Viagra) sind auch dabei. Wir schmunzeln, 31 Jahre alt - 11 Kinder, nein, ein Potenzproblem gibt es hier wahrscheinlich nicht. ;-)

Wir haben Euch jetzt an dieser Stelle noch eine ganz besonders erfreuliche Mitteilung zu machen! Wahrscheinlich habt ihr schon eine leise Vorahnung und ihr liegt schon richtig. Ja, wir bekommen Nachwuchs!! Stephan wird Mutter! Wir wissen leider nicht den genauen Zeitpunkt, wann es passiert ist, aber eines morgens, direkt nach dem Frühstück, bemerkten wir an Stephans kleiner Zehe einen Knödel. Ein bisschen Stochern, ein wenig Schneiden, dann Drücken und was ist dabei rausgekommen? Bestimmt 50 Insekteneier floppen ans Tageslicht. Unglaublich, irgendeine Thekla hat ihm ihren Nachwuchs angehängt und sich dann still und leise aus dem Staub gemacht. Tja was nun? Wir haben lange gegrübelt, und uns dann doch für eine Abtreibung entschieden.

Hinter Lucira fängt wieder eine wirklich gute Asphaltstraße an. So schaffen wir an diesem Tag 330 km und sind Abends in Lubango. Die Mission gewährt uns wieder ein kostenloses Dach über dem Kopf und wir brechen auf zum letzten Teilstück bis an die Grenze zu NAMIBIA. Dieses letzte Teilstück hat es aber in sich. Asphaltstraße? Gut! Piste? Gut! Aber dieses Schlaglochmeer war wirklich anstrengend. Mal 200m bester Teer, dann wieder 500m Schlaglöcher. 1m Durchmesser, 40cm tief. Das ist so, wie wenn man den ganzen Tag Randsteine rauf und runter fährt. Anstrengend für Mensch und Maschine. Und das auf eine Strecke von gut 300km. Da ist man abends schon ein wenig geschafft. Aber auch die schlimmste Strecke hat einmal ein Ende, wir kommen nach Ondjiva, tanken noch mal alles voll, kaufen für das restliche Geld 2 Stangen Zigaretten und kommen gegen 14 Uhr an die Grenze nach Namibia. Zoll und Polizei sind direkt am Schlagbaum, schnell sind die Formalitäten erledigt und wir reisen aus ANGOLA aus.

ANGOLA: Viel schlechtes hatten wir gehört, nichts davon ist eingetreten, nur gute Erfahrungen und nette, freundliche und aufgeschlossene Menschen. Im Land herrscht unserer Meinung nach Aufbruchstimmung. Die Spuren vom Krieg werden beseitigt und die Leute haben damit angefangen, ihre Umgebung schön zu gestalten. Hoffentlich hält dieser Aufwärts-Trend an, wir wünschen es uns auf jeden Fall. ANGOLA ist arm, jedenfalls was den Grossteil der Bevölkerung betrifft. Wie in so vielen afrikanischen Staaten scheffeln auch hier wohl nur die von GANZ OBEN den Reichtum ab. ANGOLA hat Öl und Diamanten, leider bekommt die Bevölkerung nicht viel von diesem Reichtum mit. Schade.

FAZIT: ANGOLA ist eine Reise wert.


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