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DR-CONGO

DR-CONGO

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206.-209.Tag: (17.7.2004 - 20.7.2004)
Yema - Muanda - Boma - Matadi

Die Einreise (S 5°44.683', O 12°17.812') ist wieder mal ein Papierkrieg mit sämtlichen Spiränzchen. Fast 3 Stunden stehen wir hier in Yema bis alle Bücher mit unseren Daten vollgeschrieben sind. Wir sind im DR-CONGO (Demokratische Republik Congo, ehemals Zaire)

Auf schlechter Piste quälen wir uns weiter und erreichen abends Muanda. Die Schwestern in der Mission sind hier nicht so freundlich, für ein Zimmer zum Duschen müssten wir umgerechnet 12€ bezahlen. Naja, zu viel waschen ist ja auch nicht gesund. Wir gehen an den Strand, schlendern in der Gegend herum, waschen etwas Wäsche und vertrödeln so den restlichen Tag.

Von unserer nächsten Etappe nach Boma haben wir Informationen, dass die Piste recht schlecht sein soll und so machen wir uns früh am Morgen auf, um abends noch bei Licht anzukommen. Auf der ganzen Strecke gab es keine größeren Schwierigkeiten, mal von den Löchern und Rinnen abgesehen, die in der Regenzeit wohl eine richtige Herausforderung sein könnten. Kurz vor Boma staut es sich auf der Piste und viele LKWs stehen vor uns. Was ist da los? Eine ziemlich marode Brücke führt hier zum Stau. 20 Leute stehen auf der Brücke und bugsieren die schweren LKWs hinüber. Natürlich afrikanisch ungeordnet! Von beiden Seiten wollen die Autos passieren und so kommt es, dass sich mitten auf dem wackeligen Gestell 2 Autos in der Mitte gegenüberstehen, weil keiner dem Anderen den Vortritt lassen möchte. Mit viel Emotion wird gestritten, fliegende Händler verkaufen mitten drin Bananen und Papayas, und nach einer Stunde hat sich der Knoten aufgelöst. Als wir mit unserem Toyo dran sind freuen sich alle, das wir vorher schon so fleißig mitgeholfen haben, die Bretter für die jeweilige Fahrzeugspurbreite neu zu legen und als wir drüben ankommen ist ein riesen Hallo unser Empfang. Als unsere Schweizer auf der Brücke stehen bricht ein Brett und ein Rad verschwindet zwischen den Balken. Kein Problem, mit dem Allrad kommt auch Diego wieder aus dem Loch und steht bald auf der anderen Seite des Flusses. Wieder ein paar Kilometer weiter haben wir das erste Mal die Gelegenheit, den mächtigen Kongo, den Fluss der diesem Land seinen Namen gab, zu sehen. Es ist wirklich gewaltig wie breit dieser Fluss kurz vor der Mündung ist. Und das, obwohl gerade Trockenzeit ist. Wir fahren weiter und so schlimm ist die Piste dann zwar doch nicht, aber die Wellen und Schläge reichen aus, um wieder mal die Schweißnaht an der Feder zu zerstören. Jetzt muss sich was ändern mit dieser Feder! Wir legen einen Tag Pause ein, um uns in Boma um Ersatz zu kümmern. Ich baue die Feder aus und mit Hilfe der einheimischen Mechaniker wird eine Ersatzfeder gesucht. Man schleppt ein gebrauchtes Federpaket an. Schön, nur leider passt sie nicht in unser Auto. Trotzdem kaufen wir die Feder (120 US$) und ein Schlosser schmiedet uns aus den einzelnen Blättern 2 neue 1. Lagen für unseren Toyo und die restlichen Blätter können wir auch noch gebrauchen.

Bei dieser Aktion lernen wir Bernhard und Ursula kennen. Beide arbeiten in Boma, Bernhard ist Arzt, Ursula Apothekerin. Bernhard dolmetscht, fährt Mechaniker und uns durch die Stadt, und abends sind wir auch noch zum Essen bei den beiden eingeladen. Wir stehen bei ihnen im Garten, Abendessen, Frühstück, es geht uns gut!! Bei Ursula hatte Deggi auch die Gelegenheit mal hinter die Kulissen zu schauen, was Hilfslieferungen in die 3.Weltländer angeht. Unglaublich, besser gesagt schon ne riesen Frechheit! Da werden Medikamente geschickt, die hier gar kein Mensch benötigt. Anstatt Antibiotika, Schmerzmittel, Infusionen usw. werden von der Vitaminbrause bis zur Tena-Slip-Einlage völlig unsinniges Zeug geliefert. Was Deggi zudem fast noch mehr erschütterte, waren die "Hardware" Lieferungen. Krücken, Babybeatmungsmaschinen, Babywaagen, verrostete Entbindungsstühle alles aus Steinzeit-Zeiten, schätzungsweise 60ger Jahre, alle unbrauchbar, Müll der aus Europa halt weg musste, um das mal deutlich zu sagen. Sicherlich gibt es auch Beispiele, wo hochwertige Hilfe aus der 1.Welt kommt, aber wir haben meistens nur 3.Wahl-Lieferungen mitbekommen.

Wir fragten auf unserer Reise öfters Leute, die in diesem Bereich arbeiten, wie sie Entwicklungshilfe sehen: "Die Armen in Deutschland geben den Reichen in Afrika".

 


DER AUFKLEBER!

Originalfoto!!

Seit wir im Kongo waren, fiel mir immer wieder der AUFKLEBER der DR-CONGO auf, der hier auf vielen Fahrzeugen angebracht war. Geniales Überraschungsgeschenk für meinen Steppi dachte ich mir, da wird er sich bestimmt riesig freuen, weil wer hat den schon in Deutschland auf seinem Fahrzeug kleben. Ok, dachte ich mir, wird sich schon mal ein unbemerkter Moment ergeben, in dem ich mich davonschleichen und mir das Ding besorgen kann. So kam es dann auch. Steppi war ja schwerbeschäftigt, was den Einbau der Feder anging. Und das war der richtige Zeitpunkt für mich, um die Biege zu machen, und mich in der Stadt mal umzusehen. Ich hielt dann gleich mal den ersten LKW-Fahrer an und fragte ihn, wo man denn den AUFKLEBER kaufen kann. Natürlich hoffte ich inständig, dass er jetzt gleich seinen AUFKLEBER abzieht und mir schenkt, aber war natürlich nicht so und er gab mir wenigstens die Adresse, wo ich mir ihn besorgen kann. Hatte auch dann gleich den ersten Typen, den ich nach dem Weg fragte, auf der Pelle. Auch egal dachte ich mir, vielleicht brauch ich den noch, lass ihn mal mit mir mitdackeln. Irgendwann stand ich tatsächlich in dem Office für Transport und Verkehr. Voll das riesige Haus, aber macht ja nix, ich kaufe mir ja jetzt nur den AUFKLEBER und weg bin ich. Als ich dem Officer mein Anliegen mit dem AUFKLEBER erzählte und wie sehr ich "meinen Mann" damit überraschen möchte (und das natürlich alles mit Dackelblick, so dass mich schon mal keiner, nur weil er keinen Bock hat, abspeisen konnte) meinte er nur, ich solle mal mit ihm nen Stock höher kommen. Prompt saß ich in einem Vorzimmer und wurde dann vom Minister of Transport höchstpersönlich in seinem Büro empfangen. Oh nee, wollte doch nur nen AUFKLEBER schnell kaufen gehen und jetzt saß ich da diesem Häuptling mit ordenbehangener Uniform gegenüber. War klar, dass ich jetzt auch ihm die AUFKLEBERSTORY erzählen musste und er fragte mich danach ganz andere Sachen, die doch eigentlich mit dem AUFKLEBER gar nix zu tun hatten. Warum mir der AUFKLEBER so wichtig ist, wie ich vollständig heiße, den Reisepass bitte, das Autokennzeichen und und und. Shitkram, dachte ich mir, in was für ne Scheiße reite ich mich hier gerade rein, jetzt haben die meine ganzen Daten und ich wollt doch nur ganz schnell nen AUFKLEBER kaufen gehen. Könnt Ihr Euch ja vorstellen, dass mein Puls jetzt auf 200 war. Die schlimmsten Phantasien gingen mir durch den Kopf, was die jetzt mit uns vorhaben, Kongo-Knast und so. Wär's irgendwo an der italienischen Adria gewesen, wär's mir wurscht gewesen, aber bitte jetzt nicht Schwierigkeiten bekommen im Kongo, nur wegen dem beschissenen AUFKLEBER. Irgendwann kam dann sein Sekretär mit einem Dokument hinein. Der Minister meinte dann, es tue ihm leid weil es hier keine AUFKLEBER mehr gibt, aber ihm hätte meine Geschichte mit dem AUFKLEBER so gut gefallen, dass er mir ein anderes Geschenk geben möchte. Er gab mir dieses Dokument, auf dem meine ganzen Daten und die des Toyos standen und meinte, dass ich mit diesem Schriebs keine Probleme bei irgendeiner Polizeikontrolle in der DR-CONGO haben werden. Einfach nur herzeigen und ich habe freie Fahrt. Was sagt man dazu, da will man doch nur mal schnell nen AUFKLEBER kaufen gehen und dann so was. Und es hat funktioniert, null probs an den Kontrollen, Freifahrt durch den Kongo!

Fazit der Geschichte: Also Männer, wenn ihr keine Probleme haben wollt, nehmt euch auf alle Fälle ne Frau nach Afrika mit!

Übrigens, den AUFKLEBER hab ich dann doch noch bekommen und zwar von dem, der mir seit dem LKW-Fahrer nachgedackelt ist.


Wir tanken unser Wasser auf und fahren weiter nach Matadi. Über die Brücke geht's in die Stadt. Auf einem bewachten Parkplatz können wir sicher für die Nacht stehen, und Deggi und ich können es uns nicht verkneifen, abends noch auf ein Bierchen zu gehen. Jetzt mal ehrlich, hier gibt es wirklich lecker Bier. 3 Sorten: Primus, Castel und Super-Bock! Wir haben sie alle probiert und sind lange gesessen an dem Abend.

Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf um die letzten 10km bis zur Grenze zu kommen.

Fazit: Auch DR-CONGO war schön. Die Leute nett und unaufdringlich. Klaro, wir haben nicht zu viel von Congo gesehen, aber was wir gesehen haben war total ok. Keine falsche Panik, Vorsicht ist aber wie immer und überall angeraten.

 


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