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Congo

CONGO

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201.-205.Tag: (12.7.2004 - 15.7.2004)
Massenga - Nyanga - Kibangou - Mila-Mila - Pointe Noire - Nzassi

Wir sind im CONGO!! Direkt am Schlagbaum sind Polizei und Immigration (S 2°43.294', O 11°39.299'). Die Grenzformalitäten sind langwierig. Immer wieder müssen unsere kompletten Daten in dicken Büchern notiert werden und jeder nimmt es dabei sehr genau. Aber es geht immer korrekt zu und niemand erwartet von uns einen 'extra' Taler zugeschoben zu bekommen. Nach viel Schreibkram sind wir endlich abgefertigt und können weiter. Auf einspuriger Piste geht es weiter und wir erreichen Nyanga, wo wir noch unser Carnet abstempeln (S 2°54.851', O 11°53.346') lassen. Die Piste ist ziemlich schlecht und wir kommen mit ca. 20 km/h pro Stunde voran. Viel Wellblech und Löcher machen unserem Toyo aber schwer zu schaffen und wir fahren vorsichtig, um unsere geschweißte Blattfeder zu schonen. Obwohl die Landschaft hier nur dünn besiedelt ist haben wir Schwierigkeiten nachts einen Schlafplatz zu finden, zu hoch steht das Gras und Büsche abseits der Piste und es gibt kein Ausweichen nach links oder rechts. Schon im Dunkeln finden wir ein 'gemütliches' Plätzchen. 10m(!) neben der Hauptpiste, auf der den ganzen Tag, und auch in der Nacht, die schwer beladenen Holzlaster ihre staubigen Bahnen ziehen. Zum Glück steht der Wind günstig, so das die Staubfontänen nicht in unsere Richtung abziehen.

Am nächsten Morgen kommen wir früh los und erreichen bald Mila-Mila (S 3°42.919', O 12°27.074'), eine Straßenkreuzung im Nichts, an der wohl sonst nur die Holzlaster vorbeikommen. Auch hier natürlich eine WICHTIGE Polizeisperre. Wir sind wieder mal ein gefundenes Fressen für die dort stationierten Soldaten und so dauert es auch hier wieder so seine Zeit, bis alle Formalitäten erledigt sind. Langsam aber korrekt werden unsere Daten in das 'Goldene Buch' der Kreuzung aufgenommen. Vorbei an einer großen malaiischen Holzfirma biegen wir nach rechts ab auf eine Piste, die als 'Route de Malaisya' noch NICHT in der Michelinkarte verzeichnet ist. Sie soll uns aber direkt nach Pointe Noire führen, ohne den Umweg über Dolisie zu nehmen.

Dann, 10km hinter dem Abzweig meldet sich mit einem lauten 'KRACK' unsere Blattfeder mal wieder. Na Klasse, gerade mal im CONGO und schon Probleme!! Unsere geschweißte ERSTE LAGE hat mal wieder den Zusammenhalt verloren. Da es noch 200km bis nach Pointe Noire sind, beschließen wir, zur malaysischen Holzfirma zurück zu fahren und dort um Hilfe und Schweißelektroden zu bitten. Der Manager gewährt uns Eintritt auf das gut gesicherte Betriebsgelände und bald stehen wir vor der mechanischen Werkstatt und erklären unser Anliegen. Schweißen?? Kein Problem! Ich baue die Feder aus (geht mittlerweile in ca. 30 Minuten) und bekomme sie sofort geschweißt. Hinter der Werkstatt liegt ein großer Haufen gebrauchter Blattfedern und wir tauschen ein paar der Lagen gegen bessere aus. Nur die erste Feder muss geschweißt werden, was ca. 1,5 Stunden dauert. Der Manager aus Malaysia, spricht sehr gut Englisch, lässt sich unsere Reisegeschichte genau erzählen und ist stolz und froh, uns helfen zu können. Bei der Bezahlung ist er ebenso kulant: Es sei eine Ehre uns zu Helfen und wir brauchen nichts abzudrücken. Ich frage noch, ob ich dem Schweißer ein Trinkgeld geben darf, aber er verbietet es uns zu tun. 'Die prügeln sich dann hinterher alle ums Geld, ... bitte nichts geben!' sagt er. Vielen Dank noch mal für diese wirklich tolle und wichtige Hilfe.

Als wir Weiterfahren können ist es schon dunkel und wieder ist es nicht so einfach einen Schlafplatz zu finden. Direkt neben der Piste finden wir auf einem ausgetrocknetem Wasserloch einen schönen Platz für die Nacht. Deggi kocht, wir trinken eine Tüte Wein, wir sind alleine, nur ein paar Grillen zirpen im Gebüsch ... es ist sooo toll! Am Morgen treffen wir unsere Schweizer wieder und gemeinsam stauben wir weiter durch die trockenen Hügel. Der sonst so üppig grüne Wald links und rechts der Piste ist rot gefärbt vom Staub der Laster, die hier täglich durchfahren. Es ist bestimmt kein Spaß in einem der winzigen Dörfer hier zu leben, wenn alles im roten Staub versinkt. Wir erreichen Pointe Noire.

Wieder können wir in der kath. Mission für eine Nacht stehen, bekommen kostenlos Zimmer und Dusche angeboten und haben die ganze Nacht einen Watchman beim Auto sitzen. Am nächsten Tag schauen wir uns noch in der Stadt um. Wir sind noch auf dem Markt, um Souvenirs zu kaufen. Was wir hier zu sehen bekommen ist ganz anders als bisher auf unserer Reise. Hier wird außer Dingen des täglichen Bedarfs auch noch so manch anderes Sonderbares verkauft. In der Abteilung für traditionelle Medizin sind wir erstaunt, was alles angeboten wird. Getrocknete Chamäleons, mumifizierte Affen- und Kobraköpfe, Waranenhände, Zähne von Stachelschweinen und und und ... Keine Ahnung, ob das Zeug wirklich hilft oder wie es überhaupt angewendet wird, aber so manches Schauerliche und Sonderbare sucht hier seinen Abnehmer. Deggi konnte sich vor lauter Begeisterung gar nicht mehr losreißen, so fasziniert war sie von dem ganzen Zeug. Aber auch die Frisch-Fleisch-Abteilung war äußerst interessant. Es gab einfach alles, was man sich eigentlich gar nicht vorstellen kann. Tiere, die wir in unserem Leben noch nie gesehen haben. Fingerdicke gelbe Maden wurde dort zum Kauf angeboten, Schuppentiere, Boas, Affen, und Warane alles frisch geschlachtet auf den riesigen Holztischen.

Auffällig sind auch die Frisuren der Frauen hier. Künstlerische Flechtfrisuren, abstehende Zöpfe wie Antennen zum Empfang von Radio Erivan, Haarbommel wie Wattebäuschen und stürmische Zurückfrisuren, wie nach 100km Cabrio auf der Autobahn. Was sich glücklicherweise noch nicht in Deutschland durchgesetzt hat sind die hier im Aufwärtstrend befindlichen Lockenwicklerfrisuren. Jede zweite hat bunte Plastikröllchen in den Haaren. Wir sind froh, dass wir unsere Haare immer gegenseitig selber schneiden. Deggi war einmal von einer Frisur total begeistert und ist zu der Trägerin hingegangen, um es ihr zu sagen. Nach einem kurzen Gespräch kam sie zurück und ich musste ihr eine traurige Mitteilung machen. Bevor Deggi hinging hatte ich gesehen, wie diese Frau ihre tolle Frisur aus der Schublade geholt hat und wie eine Mütze aufgesetzt hat. Ach ja, Perückenfrisuren sind übrigens auch hoch im Kurs.

Wir verlassen Pointe Noire nach Süden und kommen an die nächste Grenze: CABINDA, die angolanische Exklave. Die Ausreise (S 4°59.357', O 12°3.317') ist schnell erledigt, zügig bekommen wir Stempel in Pass und Carnet.

CONGO war problemlos zu befahren. Die Pisten sind holprig und wohl in der Regenzeit ein echtes Abenteuer aber bei uns war es ja trocken. Menschen und Obrigkeit sind nett, und wir hatten nie das Gefühl in Gefahr zu sein.


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